Membranen auf der Netzhaut
Eine epiretinale Gliose entwickelt sich an der Grenzfläche zwischen Netzhaut und Glaskörper, speziell im Netzhautzentrum über der Makula. Zellen aus der Netzhaut wandern an ihre Oberfläche und bilden zusammen mit den Glaskörperfasern ein mehr oder weniger durchsichtiges Häutchen (Membran). Dieses kann schrumpfen und die Netzhaut verziehen oder in kleine Fältchen legen. Oft verdickt sich dort die Netzhaut und lagert Wasser ein.
Diese Netzhautveränderungen kommen meist ohne andere Augenerkrankungen vor („idiopathisch“). Man sieht sie nicht selten beidseitig, wobei meist nur ein Auge Beschwerden hervorruft. Eine epiretinale Gliose kann auch ein Begleitsymptom anderer Netzhauterkrankungen sein, z.B. bei Gefäßkrankheiten, nach Entzündungen, Netzhautoperationen und Verletzungen.

Membranen auf der Netzhaut
Die Verziehung und Verdickung der Makula durch eine epiretinale Gliose führt unmittelbar zur Sehbeeinträchtigung. Typische Hinweiszeichen sind:
- verzerrtes Sehen („Metamorphopsien“)
- Verschwommensehen
- Knickbildung oder Doppelbildwahrnehmung
- Leseschwierigkeiten durch verzerrtes oder bruchstückhaftes Sehen
- zentraler gräulicher Fleck
Der Ausprägungsgrad einer epiretinalen Gliose und ihre Auswirkungen auf das Sehvermögen sind sehr unterschiedlich. Das Spektrum reicht von symptomlos bis zum Verlust des Lesevermögens. Die optische Kohärenztomographie (OCT) ist äußerst hilfreich, die Schwere der Veränderungen einzuschätzen.

Epiretinale Gliose in einer optischen Kohärenztomographie (OCT)
Nachdem wir die Makulaveränderungen mittels sog. bildgebender Verfahren (Foto, OCT) genau festgehalten haben, werden die Befunde immer im Zusammenhang mit den individuellen Beschwerden im Alltag besprochen.
Bei geringen Symptomen kann der weitere Verlauf beobachtet und ggf. bei Fortschreiten der epiretinalen Gliose behandelt werden. Bei starken Sehstörungen ist eine Operation eine sinnvolle Maßnahme. Die Operation ist zwar relativ risikoarm, dennoch werden wir in jedem einzelnen Fall sorgfältig den Nutzen und das Risiko mit Ihnen abwägen.
Grundsätzlich ist eine Operation geeignet, einerseits das verzerrte Sehen zu verbessern oder ganz zu beseitigen und andererseits die Sehkraft zu stabilisieren und einen weiteren Verfall zu verhindern. Während Verzerrungen fast immer verschwinden, sind signifikante Verbesserungen der Sehkraft möglich aber nicht unbedingt sicher. Das bedeutet aber auch, daß bei progredienter Verschlechterung nicht zu lange mit einer Operation gewartet werden sollte, da einmal verlorene Sehkraft nicht immer wieder zurückgeholt werden kann.
Ziel der Operation ist die Entfernung des störenden Netzhaut-Häutchens. Dazu wird zunächst das Glaskörpergel durch Vitrektomie entfernt, um freien Zugang zur Makula zu bekommen. Mit Hilfe spezieller feiner Instrumente und unter Einsatz eines Farbstoffes zur besseren Darstellung des erkrankten Gewebes wird die epiretinale Gliose schonend mit einer feinen Zange von der Netzhautoberfläche entfernt (Peeling). Eine Besonderheit: Durch zusätzliches Peeling der inneren Grenzschicht (Lamina interna) beugt man Rezidiven effektiv vor. Eine Medikamentengabe in den Glaskörperraum am Ende des Eingriffs beschleunigt die Abheilung.

WICHTIG:
Die häufigste Nebenwirkung einer Glaskörperoperation, egal bei welcher Grunderkrankung, ist die frühzeitige Entwicklung eines grauen Stars (Katarakt). Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter und erreicht insbesondere bei schon vorbestehendem grauen Star fast 100%. Um eine zweite Operation nach kurzer Zeit zu vermeiden, kombinieren wir die Glaskörperoperation in den Augen, die noch keine Kunstlinse haben, mit einer Kataraktoperation.
Die Operationstechnik hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und diese Operation ist in spezialisierten Einrichtungen wie unserer tägliche Routine. Die Aussichten für das Sehvermögen sind gut: In nahezu allen Fällen lässt sich das Sehvermögen erhalten und eine Verschlechterung verhindern, in rund 90 % nehmen die störenden Bildverzerrungen erheblich ab oder verschwinden und in ca. 2/3 steigt die Sehschärfe im Sehtest deutlich.
Abgesehen von dieser globalen Auswertung wird das postoperative Ergebnis von zahlreichen Faktoren beeinflusst:
- die Dauer der Erkrankung
- die Ausgangssehschärfe
- der Ausprägungsgrad von Netzhautverziehung
- Wassereinlagerungen und auch
- die individuelle Regenerationsfähigkeit der Makula.
Das macht eine Vorhersage über den Operationserfolg im Einzelfall schwierig. Fakt bleibt, die Prognose ist insgesamt günstig.

Behandlungsziel nach Peelingoperation